Am Tag gegen die Gewalt an Frauen haben wir alle mal ein paar Stunden an die Frauen gedacht, zu deren Alltag Gewalt gehört. Es wurden in vielen Städten Ausstellungen eröffnet, Reden gehalten, Presseerklärungen abgegeben und vielleicht sogar Arbeitsgruppen ins Leben gerufen. Nun haben wir wieder ein Jahr Zeit, bis wir uns dem Thema erneut widmen.
Aber Frauen erleben weiter Gewalt. Sie leben als Flüchtlinge in Unterkünften, in denen Sie oft nicht unbehelligt ins Bad gehen können. Immerhin hat meine Heimatstadt Bremen ein Haus nur für Frauen bereitgestellt. Das ist ein Anfang. Aber warum müssen Frauen überhaupt immer wieder Angst haben vor lästigen Nachstellungen, blöden Sprüchen, ekeligem Begrabschtwerden und schlimmstenfalls einer Vergewaltigung? Es ist eine Angst, die alle Frauen vereint, weltweit.
Beschneidungen, demütigender Alltag in Zwangsehen oder ein Leben als Zwangsprostituierte sind nur die Spitzen der Eisberge. Jede dritte Frau erlebt in ihrem Leben Gewalt, das heißt, wird geschlagen oder zum Sex gezwungen. Meist in den eigenen vier Wänden, auch hier bei uns. Und es trifft alle Frauen, jeden Alters, Reiche und Arme, Akademikerinnen und Verkäuferinnen. Und sie schweigen, viel zu oft. Sei es, dass sie nicht wissen, wo Hilfe zu bekommen ist oder weil sie sich schämen oder nicht wissen, wie es ohne den schlagenden Ehemann oder Zuhälter finanziell weitergehen könnte. Aber es geht weiter!
Ein erster Schritt besteht darin, das Schweigen zu brechen. Es ist keine Schande, verprügelt worden zu sein, es ist ein Notstand. Da braucht es Hilfe. Ein Weg kann ins Frauenhaus führen. Dort gibt es Schutz vor dem Schläger und vor allen Dingen die Gelegenheit zur Ruhe zu kommen, mit anderen zu reden und darüber nachzudenken, wie es weitergehen kann. Andere betroffene Frauen, die wissen, worüber sie reden und Fachfrauen geben Ratschläge und wissen, wo es Hilfsmöglichleiten gibt.
Schweigen hilft nicht.
Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist deutschlandweit und rund um die Uhr besetzt. Betroffene können sich hier melden und über Hilfsmöglichkeiten informieren.
Tel.: 08000 - 116 016
Ansonsten ruhig den allgemeinen Notruf anrufen, hier wird auch in Frauenhäuer vermittelt.
© Sabine Bomeier